
Rohstoff aus Resten

Hier ein bisschen Gras, da mal eine Tonne Heckenschnitt: Bisher sind kleine Mengen bestimmter Biomassen nicht oder nur in geringem Umfang wirtschaftlich nutzbar. Zudem müssen sie über weite Strecken zu entsprechenden Raffinerien gefahren werden. Sie könnten aber zu wertvollen Rohstoffen werden, wenn sie direkt vor Ort in einer Hofraffinerie vorverarbeitet werden. Das wollen wir in Trenthorst ausprobieren.

„Eine Hofraffinerie würde völlig neue Wege eröffnen, um die Vielfalt an Biomassen in unseren Agrarlandschaften endlich sinnvoll und nachhaltig zu nutzen. Diese Forschung ist ein echter Gamechanger. Sie schafft die Basis für resiliente Wertschöpfungsketten, schließt lokale Stoffkreisläufe und macht unsere Landwirtschaft zukunftsfähig.“
Prof. Dr. Ulf Prüße , Projektkoordinator

Die Zukunft klingt manchmal simpel: Ein Lkw fährt von Hof zu Hof. Dort werden Reststoffe eingesammelt, die auf einem landwirtschaftlichen Betrieb anfallen – Stroh, Äste, Grünlandschnitt und ähnliches. Im Inneren des Lkw verbirgt sich eine kleine Raffinerie. Dort entstehen aus den Reststoffen direkt vor Ort hochwertige Zwischenprodukte. Später werden sie vor Ort auf den Äckern der Betriebe genutzt, als Vorprodukte für industrielle Anwendungen etwa in der Papierindustrie eingesetzt oder – wer weiß – für Technologien, die wir heute noch gar nicht kennen, verwendet. Mit Kleinstraffinerien können resiliente, ressourceneffiziente und nachhaltige Wertschöpfungsketten aufgebaut und lokale Stoffkreisläufe in der Land- und Forstwirtschaft geschlossen werden. Ressourcen, mit denen wir heute noch viel zu wenig anzufangen wissen, sollen sich zu einem wichtigen Standbein der Wertschöpfung in ländlichen Räumen entwickeln.
Noch ist die Hofraffinerie eine Idee. Doch sie ist die Konsequenz aus den vielfältiger gestalteten Agrarlandschaften der Zukunft. Die Biomasse wird unterschiedlicher sein und in kleineren Mengen anfallen. Bisher sind solche Reststoffe nicht oder nur in geringem Umfang wirtschaftlich nutzbar. Im Landschaftslabor Trenthorst werden physikalische, chemische und biotechnologische Verarbeitungsprozesse für diese unterschiedlichen Biomassen entwickelt. Wichtigstes Ziel ist es, durch möglichst einfache und flexibel einsetzbare Verfahren die Biomassen so aufzubereiten, dass sie anschließend möglichst vollständig und hochwertig stofflich genutzt werden können. Ein Teil der Biomasse soll direkt vor Ort auf dem Hof weiter genutzt werden. Der andere Teil hingegen wird in Form von hochwertigen Vorprodukten an zentralere Einrichtungen zur Weiterverarbeitung geliefert. Damit wird einerseits der Bereitstellung von biobasierten Rohstoffen im Sinne der Bioökonomie Rechnung getragen, andererseits berücksichtigt die Hofraffinerie in einem systemischen Ansatz die vor Ort-Verwertung von Biomassebestandteilen zur Schließung regionaler Stoffkreisläufe in der Land- und Forstwirtschaft.