
Das Beste aus zwei Welten

Im Ökolandbau sind die Grenzen klar: Eine möglichst enge Kreislaufwirtschaft und der Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide und mineralische Stickstoffdünger setzen die Leitplanken. Das kommt insbesondere dem Gewässer- und Biodiversitätsschutz zugute. Allerdings gibt es eine Ertragslücke, die sich offenbar mit den derzeitigen Verfahren des Ökolandbaus nicht schließen lässt. Inwiefern kleine, ökologisch verträgliche Mengen an klimafreundlichen mineralischen Düngemitteln dabei helfen können, die Ertragslücke zu schließen, untersuchen wir im Experimentierfeld Grüner Mineraldünger.

„Der Einsatz von klimafreundlichen, sogenannten grünen Mineraldüngern und organo-mineralischen Düngern ist ein innovativer Ansatz zum Klimaschutz und zur Sicherung der Produktivität im Ackerbau. Zusammen mit neuartigen Fruchtfolgesystemen kann dies ein Beitrag dazu sein, die Vorteile aus ökologischen und konventionellen Produktionssysteme, das Beste aus zwei Welten, zu kombinieren.“
Dr. Andreas Pacholski, Projektkoordinator

Der Ökolandbau ist ein gesetzlich geregeltes agrarökologisches Land- und Lebensmittelwirtschaftssystem. Die Produktion basiert auf dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft und verzichtet auf chemisch-synthetische Pestizide und leicht löslichen mineralischen Stickstoffdünger. Das schont Biodiversität und Wasser. In Deutschland wurden 2024 rund zwei Millionen Hektar ökologisch bewirtschaftet. Das entspricht rund zwölf Prozent der Agrarfläche. Politisch werden in der EU 25 Prozent und in Deutschland sogar 30 Prozent bis 2030 angestrebt. Ein zentrales Problem dabei ist der Ertragsunterschied: Bis zu 50 Prozent geringer können die Ernten im Vergleich zum konventionellen Pflanzenbau ausfallen. Im Hinblick auf Welternährung und Flächenbedarf sind dies kritische Zahlen. Bisher ist es nicht gelungen, mit den bekannten Verfahren und Regelungen des Ökolandbaus die Lücke zu schließen. Eine Lösung könnten sogenannte green fertilizer sein, also klimafreundliche Düngemittel. Dabei werden für die energieintensive Synthetisierung von Stickstoff regenerative Energie bzw. grüner Wasserstoff oder Methan verwendet. Zudem könnten Nährstoffe durch Rezyklierung von Nährstoffgemischen wie Gülle oder Biogasgärresten gewonnen werden.
Wissenschaftliche Versuche zur ergänzenden Düngung im Ökolandbau gibt es bisher nicht. Neuartige Mineraldünger werden zwar durch die neue EU-Düngemittelverordnung gefördert, sind aber in ihrer Wirksamkeit nur unzureichend untersucht. Darüber hinaus sind solche schnell verfügbaren Nährstoffe im Ökolandbau bisher nicht zugelassen. Versuche mit grünem Dünger sollten deshalb auch nachweisen, ob die grundlegenden Ziele und Regeln des Ökolandbaus eingehalten werden können.
In Trenthorst werden die Ackerflächen des Experimentierfelds zudem dauerbegrünt, um eine größere Menge Bodenkohlenstoff zu speichern. So kann untersucht werden, ob und wie sich Ackerfrüchte in diesem Umfeld entwickeln. Betrachtet werden sollen zudem Flächeneffizienz, Wassermanagement, Bodenverdichtungen und Bodenfauna sowie Aspekte der Wirtschaftlichkeit und Produktqualität.
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sollen in die Richtliniendiskussionen zur Gesetzgebung des Ökolandbaus einfließen.